Gut genug ist besser als perfekt: Die Kunst zufriedenstellende Entscheidungen zu treffen
Warum wir zwischen Maximizing und Satisficing unterscheiden sollten.
Ich sitze mit einem Kollegen zusammen. Wir tauschen uns dazu aus, wie nachteilig es ist, perfekt sein zu wollen.
Es geht um eine sehr kleine Aufgabe, die er erledigen wollte: den Einkauf eines Notizbuchs. Wir versuchen zu ergründen, was ihn davon abgehalten hat, sie umzusetzen. Dabei kommen wir auf das Thema Perfektion.
Zwei Wochen vor unserem Treffen sprachen wir über die Bullet-Journal-Methode, bei der ein zentrales Element ein Notizbuch ist. Er wollte ein hochwertiges und passendes Büchlein kaufen und hat sich deshalb mit der Entscheidung schwergetan.
Wir kommen auf Barry Schwartz’s The Paradox of Choice1 zu sprechen. Das Paradoxe bei Entscheidungen ist doch, dass wir, je mehr Möglichkeiten oder Optionen wir haben, uns umso schwerer tun und um so unzufriedener werden.
Der Sozialwissenschaftler und Soziologe Herbert Simon hat hier eine Unterscheidung getroffen zwischen zwei Arten von Personen: Maximizern und Satisficern.
Maximizer vs. Satisficer
Der Maximizer versucht möglichst viele Optionen gegenüberzustellen, um die bestmögliche Lösung zu finden. Um die vielen Optionen zu überprüfen, reicht aber seine Zeit nicht aus.
Der Satisficer dagegen sucht, bis er das gefunden hat, was seinen Wertmaßstäben entspricht. Danach hört er auf zu suchen.
Das Wort Satisficer ist eine Kombination aus satisfying (befriedigend) und suffice (genügen).
Wie würdest du dich selbst einschätzen? Bist du eher ein Satisficer oder eher ein Maximizer? Nach welchen Entscheidungen hast du Bedauern und Reue empfunden?
Manchmal ärgern wir uns, wenn wir als Maximizer unterwegs sind und den Gedanken haben, dass wir eine bessere Wahl hätten treffen können.
Satisficer sind zufriedener, weil sie Nein sagen zu vielen Optionen und sich für ein “gut genug” entscheiden. In vielen Situationen ist das vollkommen ausreichend.
Satisficing, um zufriedenstellende Entscheidungen zu treffen
Um mehr Zufriedenheit mit den eigenen Entscheidungen zu entwickeln, kann es also hilfreich sein, sich das Satisficing anzugewöhnen. Diesen Tipp geben zumindest Anja Förster und Peter Kreuz in ihrem Buch mit dem Titel Nein2.
Beim Satisficing hören wir auf weiterzusuchen, wenn wir das gefunden haben, was unseren Werten ausreichend entspricht.
Um das eigene Entscheidungsmuster besser zu verstehen, kann bewusstes Reflektieren helfen:
Wo ich nach der perfekten Lösung suche?
In welchen Bereichen tendiere ich dazu ein Maximizer zu sein? Wo bin ich eher ein Satisficer?
In welchen Bereichen, in denen ich mich als Maximizer einschätze, brauche ich eigentlich keinen so hohen Standard.
Welche Optionen und Möglichkeiten kann ich in konkreten Entscheidungssituationen getrost ignorieren?
Wo liegt mein Maßstab bei dieser Entscheidung?
Was ist in der Situation für diese Entscheidung gut genug für mich?
Das Reflektieren und Verstehen des eigenen Musters ist die Voraussetzung, dass in den entscheidenden Situationen das eigene Verhalten geändert werden kann.
Schwartz, B. (2007). The paradox of choice: Why more is less (Reissued). Harper Perennial.
Förster, A., & Kreuz, P. (2016). Nein: Was vier mutige Buchstaben im Leben bewirken können. Pantheon.