Schwierige Gespräche haben drei grundlegende Aspekte
Diese drei konnte ich bisher in allen anstrengenden Auseinandersetzungen beobachten.
Eine der Erkenntnisse aus dem Buch Heikle Gespräche1 war für mich, dass schwierige Gespräche aus drei verschiedenen Aspekten bestehen und zwar den folgenden:
Meinungen prallen aufeinander
Emotionen kochen hoch
Etwas steht auf dem Spiel
Dass Meinungen aufeinander prallen, weil die Gesprächsteilnehmer unterschiedliche Ansichten haben, ist ein offensichtlicher Aspekt.
Dass etwas auf dem Spiel steht (z.B. die eigene Identität, wenn man einen Fehler gemacht hat) ist ebenfalls deutlich.
Der Aspekt mit den Emotionen war für mich aber der interessanteste. Nicht etwa, weil er nicht auch offensichtlich ist. Die Miene verändert sich, die Stimme wird angespannter und nachdrücklicher, die Gestik wird aggressiver — das alles ist leicht beobachtbar.
Interessant ist für mich der Grund.
In schwierigen Gesprächen greift eine alte Hirnstruktur, die dann zu dieser Art Ausdruck führt: die Amygdala.
Die Amygdala ist ein Mandel-großer Bereich im limbischen System. Sie steuert unsere Kampf-oder-Flucht-Reaktion.
Die Autoren schreiben, dass das Blut aus dem Gehirn abgezogen und in die Muskeln gepumpt wird, denn zum Kämpfen oder Weglaufen wird es dort mehr gebraucht.
Die neueren Gehirnbereiche (der Neokortex) sind damit weniger aktiv, dafür aber das Stammhirn. Das Problem dabei ist: Der Neokortex ist für rationales Denken zuständig.
Das war für mich eine nachvollziehbare Erklärung, warum schwierige Gespräche oft sehr irrational sein können.
Patterson, K., Switzler, A., Grenny, J., & McMillan, R. (Hrsg.). (2012). Heikle Gespräche: Worauf es ankommt, wenn viel auf dem Spiel steht (2., aktualisierte und erw. Aufl). Linde-Verl.